Das Territorium von IUVAVUM (C. Uhlir & K. Schaller, 2007) Die heutige Stadt Salzburg erhielt in römischer Zeit unter Kaiser Claudius (41 bis 54 n. Chr) den Status einer autonomen Stadt mit der Bezeichnung MUNICIPIUM CLAUDIUM IUVAVUM. Ihr Verwaltungsgebiet – im Römischen territorium genannt – umspannte das heutige Bundeland Salzburg mit Ausnahme des Bezirks Tamsweg, einen Streifen des heutigen Nordtirols, den Chiemgau und den Rupertiwinkel sowie Teile Niederbayerns, des Innviertels und des Attergaus. Es war das größte Verwaltungsgebiet aller Städte in der um 40 n. Chr. gegründeten Provinz NORICUM.
Verkehrsverbindungen
Das Gebiet von Salzburg wurde von mehreren römischen Straßen durchquert. In IUVAVUM selbst kreuzten sich zwei schon in vorrömischer Zeit wichtige Verkehrs- und Handelsrouten. Zum einen verlief die Verbindung von AUGUSTA VINDELICUM (Augsburg), der raetischen Provinzhauptstadt an der Donau, über IUVAVUM in östlicher Richtung durch das Alpenvorland nach Ovilavis und an den Donanulimes. Die zweite überregional bedeutende Straße führte von IUVAVUM über die Radstädter Tauern zur norischen Provinzhauptstadt VIRUNUM (Zollfeld). Desweiteren sind durch die Verteilung der verschiedenen römerzeitlichen Fundpunkte mehrere Stichstraßen von der Strecke IUVAVUM – AUGUSTA VINDELICUM zur Strecke BATAVIS (Passau) – AUGUSTA VINDELICUM zu vermuten. Eine führte direkt von IUVAVUM (Salzburg) aus entlang des linken Salzachufers über Tittmoning, sowie eine weitere von BEDAIUM (Seebruck) aus über Altenmarkt und Trostberg nach Töging mit dem Innübergang.
Aber auch die verschiedenen Flüsse im Territorium IUVAVUMS wie die Salzach, Saalach oder auch die Alz stellten wichtige Verkehrsverbindungen dar.
Straßenstationen, Villen und Dörfer
Entlang der großen Reichsstraßen sind mehrere Straßenstationen (mansiones) auf iuvavensischem Gebiet überliefert. Zu diesen zählen PONS AENI (Pfaffenhofen), BEDAIUM (Seebruck) und ARTOBRIGA (bis heute noch nicht genau lokalisiert) auf der Strecke von Augsburg nach Salzburg; TARNANTONE (Neumarkt am Wallersee?), LACIACIS (Frankenmarkt) und TERGOLAPE (Vöcklabruck) an der Straße von IUVAVUM (Salzburg) nach OVILAVIS (Wels) und in Richtung Süden die Stationen von CUCULLAE (Kuchl), VOCARIO (Pfarrwerfen), ANISUS (Altenmarkt im Pongau) nach IN ALPE. Dies war eine Zollstation die wohl von IUVAVUM und dem benachbarten Territorium von TEURNIA (St. Peter in Holz) gemeinsam betreut wurde.
Im Territorium von IUVAVUM (Salzburg) sind bisher um die 100 Villae Rusticae (landwirtschaftliche Güter) bekannt, von diesen wurden jedoch nur ca. 30 wissenschaftlich untersucht und dokumentiert. Die Anlagen mit massiven Mauerwerk und deren Ausstattung (Badeanlagen, bemalter Wandverputz und Mosaike) sprechen für eine gehobenere Villenkultur als sie beispielsweise für Raetien dokumentiert ist. Im Vergleich zu anderen norischen Territorien kann man im iuvavensischen Raum von einer flächigen Aufsiedelung des Hinterlandes sprechen. Bisher sind sechs vici, d.h. dorfähnliche Siedlungen mit mehreren Anwesen Hallstatt-Lahn, Karlstein, PONS AENI (Pfaffenhofen), Pocking, BEDAIUM (Seebruck) und Töging am Inn), auf dem Territorium von Salzburg bekannt. Allerdings wurde bis zum heutigen Zeeitpunkt nur die Ausdehnung und historische Entwicklung von BEDAIUM zu einem befriedigenden Maße untersucht und dokumentiert.
1 Das Territorium von IUVAVUM