1 Einführung

Broschüre:
© J. Lang
© J. Lang

Sowohl die bayerische „Heilquellen-Verordnung“ als auch das Salzburger „Heilvorkommen- und Kurortgesetz“ sieht konkrete Regelungen für die Anerkennung einer Heilquelle vor. Demnach muss das Wasser spezifische pharmakologische Inhaltsstoffe in bestimmten Mindestmengen enthalten und dessen Heilwirkung wissenschaftlich nachgewiesen werden können. Von Bedeutung ist zudem die hinreichende Ergiebigkeit der Quelle. Um als Heilwasser zu gelten, muss beispielsweise die Gesamtmineralisation von einem Kilogramm Wasser bei mindestens einem Gramm gelöster Mineralstoffe liegen. Während früher für natürliche Mineralwässer ebenfalls Mindestmineralisationen festgelegt waren, können seit der 1984 in Deutschland gültigen „Mineral- und Tafelwasser-Verordnung“ auch ein geringerer Gehalt an Mineralien oder an natürlicher freier Kohlensäure zur amtlichen Anerkennung als natürliches Mineralwasser führen. Entscheidend ist nunmehr die Reinheit des Wassers, das ohne vorhergehende Aufbereitung einen einwandfreien mikrobiologischen Zustand aufweisen muss. Von Gesetzes wegen wird heute zwischen den Begriffen natürliches Mineralwasser, Quellwasser, Tafelwasser, Trinkwasser sowie Heilwasser unterschieden, womit der für alle menschlichen Gesellschaften, für die gesamte Tier- und Pflanzenwelt außerordentliche Wert des Wassers seinen juristischen Niederschlag findet.

 

Ein flüchtiger Blick in die Geschichte lässt erkennen, dass gutes trinkbares Wasser die Grundlage menschlicher Hochkulturen darstellte. Sämtliche menschlichen Ansiedlungen – auch in unserem EuRegio-Raum – waren und sind auf dieses Lebenselixier angewiesen. Was heute die politischen Gemeinden durch Erschließungsmaßnahmen für jeden Haushalt zur Verfügung stellen und was heute wie selbstverständlich kalt oder temperiert aus dem Hahn läuft – hochwertiges Trinkwasser –, war noch vor rund einem Jahrhundert eine Frage der Eigeninitiative und des Luxus. Denn nur wenige Häuser auf dem Land konnten auf fließendes Wasser in den eigenen vier Wänden zurückgreifen. Vielmehr war es der hauseigene Brunnen oder eine Wassergenossenschaft, durch die man in den Genuss des edlen Nass kam. Während in Reichenhall bereits 1438 Gebirgsquellwasser vom Lattengebirge mittels Holzrohren in die Stadt geleitet wurde, um eine qualitativ gleichbleibende Trinkwasserversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, dauerte es in Salzburg bis zum Jahre 1875, ehe eine über neun Kilometer lange Rohrleitung das Wasser des bekannten „Fürstenbrunnen“ am Untersberg in die Stadt Salzburg brachte. Diese Beispiele veranschaulichen, wie begünstigt Standorte mit reichlichem und gutem Wasser erachtet wurden und welche Bedeutung man solchen Quellorten entgegenbrachte. Zahlreiche Orts- und Flurnamen lassen erkennen, dass Quellen und Brunnen im Laufe der Zeit sogar namengebend in Erscheinung traten, so etwa in der Weilerbezeichnung Brunn bei Asten (Stadt Tittmoning) oder Fürstenbrunn (Gem. Grödig).

Daneben existieren zahlreiche Quellen, deren Schüttung zwar bescheiden ist, deren Wasser der Volksmund aber eine heilende Wirkung beimaß und die nicht selten in der unmittelbaren Umgebung einer Kirche oder Kapelle liegen. Dass Quellkulte bis in die heidnische Zeit zurückreichen, belegt neben zahlreichen archäologischen Hinweisen auch das im 8. Jahrhundert angelegte „Verzeichnis des Aberglaubens und des Heidentums“, das im 11. Kapitel „De fontibus sacrificiorum“ die an den Quellen abgehaltenen Götzendienste kritisiert. Vielfach errichtete man Kirchenbauten an den heidnischen Quellkultstätten, was auch einen praktischen Grund hatte: Die Kirchenbesucher, die – insbesondere im Rahmen von Wallfahrten – oftmals von weit her kamen, waren auf Trinkwasser angewiesen (z.B. Großgmain, Maria Plain, Maria Kirchental, Maria Mühlberg, Maria Eck). Eine an geeigneter Stelle liegende Quelle wiederum war für Reisende überlebenswichtig; man pausierte nicht nur und stärkte sich durch das köstliche Nass, sondern verrichtete auch eine kurze Andacht, so dass sich an Quellorten auch Andachtsstätten und Kapellenbauten entwickeln konnten (z.B. Maria Brunneck am Pass Lueg; Maria Klobenstein). In auffälliger Weise ist es das Patrozinium des hl. Koloman, das man schon im Spätmittelalter mit zahlreichen Quellheiligtümern in Verbindung brachte. Allein im EuRegio-Raum lassen sich vier solcher Orte nachweisen (in der Taugl, Thalgau, Lebenau, Großgmain). Der hl. Koloman, der bei einer Pilgerfahrt ins Heilige Land im Jahre 1012 unweit Wien gefangen genommen und getötet worden ist, hatte der Legende nach während
seiner Reise an unzähligen Quellorten gerastet, die er teils sogar entspringen und durch seine Aura zu heilsamen Wassern hatte werden lassen.

Nicht nur den vielen Kolomansbrunnen, sondern auch den nach anderen Heiligen benannten Brunnen sagte der Volksmund besondere Heilkraft nach, weshalb Wallfahrtskirchen und als heilsam erachtete Quellen meistens in unmittelbarer Nachbarschaft lagen, ja sich manchmal sogar unter einem gemeinsamen Dach befanden. Die der Heiligen Jungfrau Maria gewidmeten Frauenbrunnen und Brunnenkapellen symbolisierten Reinheit, Klarheit sowie Heiligkeit und präsentieren sich oft mit ausgeprägtem Symbolcharakter, wie etwa der Marienbrunnen in Großgmain, wo das Wasser den Brüsten Mariens entströmt. In St. Wolfgang am Wolfgangsee wurde das bei der Kirche austretende und als heilkräftig erachtete Wasser in eigens hergestellten und mit dem Bildnis des Heiligen versehenen Glasflaschen abgefüllt.

Eine besondere Heilkraft bei Fieberanfällen sagte man den zahlreichen Fieberbrunnen nach, die in der Regel über ein kaltes, erfrischendes und reines Wasser verfügten und die therapeutisch für die Trink- sowie Badekur genutzt wurden, so auch der Fieberquell im Bade Adelholzen. Der Legende nach wurden die drei Quellen in Adelholzen von St. Primus entdeckt, dem man zusammen mit St. Felician auch die Entdeckung der Wildbäder Gastein und Fieberbrunn im Tiroler Brixental zuschrieb. neben dem Wildbad Aigen bei Salzburg und dem Herzogbad
in Burghausen gehörten auch Adelholzen und Empfing bei Traunstein sowie der Badgraben bei Leogang und Kirchberg bei Reichenhall zu den wohl noch ins Spätmittelalter zurückreichenden bekannten Bädern der Region. So etwa versah der Kartograph Philipp Apian in seinen 1568 fertig gestellten „Bayerischen Landtafeln“ sowohl Adelholzen als auch Empfing mit dem Symbol eines hölzernen Badezubers und verwies damit auf den dortigen, wohl bereits seit geraumer Zeit üblichen Badebetrieb.

Im frühen 16. Jahrhundert beginnt auch in unserer Region die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der therapeutischen Anwendung von Wasser und der Frage, welchem Wasser Heilkraft zuzuschreiben sei. So etwa erschien bereits 1524 eine vom erzherzoglichen Leibarzt Johann Paul Zwangmeister verfasste und von den Erkenntnissen der frühen Balneologie geprägte Beschreibung und Badeordnung für das Wildbad Aigen. Beeinflusst von der Spagyrik des Paracelsus, analysierte Zwangmeister die einzelnen Bestandteile der Wassers; damit verbunden war auch die in esoterischen Kreisen kursierende Vorstellung, wonach Wasser Informationen speichern könne, denn teilweise „laufen nur die Geister desselben Innhalts durch und theilen diesem Wasser die feinste und vornehmste Kraft und Wirkung mit.“ Das Wasser wirke in insgesamt vier Qualitätsabstufungen, so der Leibmedicus weiter, und helfe gegen Schwindel, Kopfschmerz, Tinnitus, Nervenleiden, „für blödes dunkles Gesicht, triefende rothe Augen“, Nackenbeschwerden, Magenbeschwerden, Beschwerden von Milz und Leber, gegen Gelb- und Wassersucht, gegen das Grimmen, Krampfadern, Hautkrankheiten, bei Unfruchtbarkeit, sei harn- und stuhlreinigend. „Hitzige trockene, dürre, gar ausgezehrte, schwindsuchtige, abgekommene, cholerische und auf hitzige Kopfwehe“ leidende Personen sollten hingegen nicht darin baden.

Beispielhaft seien nachfolgend die Kurverhältnisse des ausgehenden Mittelalters im Aigener Wildbad geschildert: Das Wasser musste zunächst durch Rohre in einen Kupferkessel geleitet werden, der mit Holz befeuert wurde. Daraufhin wurde es in die Badezuber gefüllt, wo man es nach Belieben mit kaltem Quellwasser mischte. Als Badesaison galt die Zeit von Pfingsten bis zum St. Michaelstag (29. September). Das Aigener Quellwasser kam jedoch nicht nur für die Bade-, sondern nach einer bestimmten Regel auch für die Trinkkur zum Einsatz: Vor dem Bade sollte man vom erwärmten Quellwasser trinken, sich sogleich eine halbe Stunde körperlich betätigen und erst dann mit dem Baden beginnen. Bei Verstopfung sollte man, so Zwangmeister, in dem Badewasser eine Handvoll Fenchel oder Kümmel sieden, dazu süßes Mandelöl und drei Eidotter hinzugeben. Menschen mit der „Blödigkeit des Gesichts oder sonst mit schadhaften dunklen Augen“ sollten in das Badewasser zu jeder Maß ein Seidel Lauge gießen, außerdem eine Handvoll Lavendel und Augentrost in ein Seidensäckchen einnähen, in die Lauge legen und während des Badens wiederholt den Kopf, das Gesicht und die Augen damit benetzen. (Unter einem „blöden Gesicht“, wie es häufig in den Indikationen verschiedener Heilwässer auftauchte, verstand man eine Sehschwäche der Augen, in der Regel Kurzsichtigkeit. Man wusch sich mit dem dafür angepriesenen Wasser die Augen in der Hoffung, wieder besser sehen zu können.)

Für die Badekur setzte man im Wildbad Aigen eine Dauer von 21 Tagen fest: Der erste Tag begann mit einem viertelstündigen Bad um 6 Uhr sowie um 16 Uhr. Man steigerte den Badeaufenthalt wie auch die Temperatur, bis man nach einer Woche vormittags drei Stunden und nachmittags zwei Stunden im Bad zubrachte. Badete man drei Stunden, so erhielt man das Bad bereits um 5 Uhr früh verabreicht. nach dem Bad ruhte man etwa eine halbe Stunde im Bett aus, ging dann spazieren, um gegen 10 Uhr zu Mittag zu essen. Nachmittags wiederholte sich der Vorgang in ähnlicher Form. Erst in der dritten Woche verminderte man die Badezeit wieder. Der Medicus legte bereits 1524 Wert auf die richtigen Rahmenbedingungen und die nachhaltige Wirkung einer Kur: „Uebrigens soll jedermann nach Austrettung aus dem Bade mit Schwitzen oder Warmhalten sich die Wirkung des Bades zu befördern suchen, keineswegs
aber mit unzüchtigen Sachen, kalten Essen und Schlaftrinken sich verderben. Vor allen Dingen ist aber auch nöthig, daß man das Gemüth unter dieser Badzeit mit Kümmerniß, Sorgfalt, Zorn und dergleichen drückenden Beängstigungen nicht beschwere. Dann kann mit Zuthun und Beystand der göttlichen Gnade dieses Bad jedermanns Gesundheit […] verschaffen.“

Die 1584 verfasste Beschreibung des Wildbades Empfing sah ebenso wie ein Aufenthalt in dem aus ursprünglich drei Brunnen bestehenden Wildbad Adelholzen eine Gesamtbadezeit von insgesamt 124 Stunden vor, die gemäß einer bestimmten Badeordnung einzuhalten waren. Es konnte durchaus vorkommen, dass – bei einem nur 12-tägigem Aufenthalt – über mehrere Tage hinweg täglich 12 Stunden gebadet werden musste, um die genannten 124 Stunden zu erreichen! Diese magisch anmutende Regelung wurde beileibe nicht von allen Medizinern geteilt, da man das „starcke und hitzige baden mehr nachtheilig als nützlich“ erachtete. Erhalten haben sich im Jahre 1629 aus Adelholzen mehrere knapp gefasste Krankengeschichten, die einen Heilerfolg neben dem als heilsam erachteten Wasser auch dem Beistand Gottes und der Heiligen verdankten. In der Art ihrer Formulierung unterscheiden sie sich kaum von den Votivtafel-Texten in Wallfahrtskirchen, was die anfänglich noch sehr enge Verflechtung aus balneologischen Heilerfolgen, Volksfrömmigkeit und Aberglaube verdeutlicht.

Die frühen Badeorte selbst wirkten wie heilige Bezirke, betrachtet man beispielsweise einen Holzschnitt des Wildbades Adelholzen aus dem Jahre 1629: Den Abschluss gegen den angrenzenden Weinberg bildet das steinerne Hauptgebäude des Edelmannssitzes mit einem großen Glockenturm und aus zahlreichen Stuben, Kammern und Kellern bestehend. Im Mittelpunkt finden sich die kunstvoll mit Säulen und Spitzhelmen versehenen Brunnhäuser der drei als heilkräftig verehrten Quellen, darunter der Fieberbrunn. Unterhalb erheben sich mehrere größere und kleinere Badehäuser aus Holz, in denen sich zahlreiche Wannen befanden und die sich auf Kalt-, Warm- und Schwitzbäder aufteilten. Je nach sozialem Stand waren für die Gäste Badehäuser mit unterschiedlichem Komfort vorgesehen. Zur Nächtigung diente ein hölzernes Gebäude, in dem sich eine große Kammer mit 36 Betten befand. Ein stattliches Wirtshaus lud zum Essen und Trinken wie auch – für die „bessere Gesellschaft“ – zur Übernachtung ein. Ein Bademeister sorgte sich um den ordnungsgemäßen Badebetrieb; ein Schmied kümmerte sich um die in den Stallungen eingestellten Pferde und Kutschen der Badegäste. Zum Zeitvertreib gab es eine groß angelegte Kegelstatt und einen Lustgarten; drei Fischweiher und ein Fischkasten garantierten die Versorgung mit frischem Fisch. Flankiert wird die Szenerie gewissermaßen durch heilige Signaturen: während sich auf der einen Seite des Schlosses eine Kapelle befindet, erhebt sich auf der anderen Seite ein Bildstock mit der Darstellung des hl. Primus, des legendenhaften Entdeckers des Wildbades.

Im Jahre 1797 zählte der hochfürstlich-salzburgische Bergrat Kaspar Melchior Schroll im Fürsterzstift Salzburg insgesamt 14 „Gesundbrunnen oder Heilbäder“, darunter allerdings nur ein Bad (Gastein), das auch ausländische Gäste anzog, wogegen die meisten anderen Bäder nur von Einheimischen aufgesucht wurden. Bei einer neuerlichen Bestandsaufnahme im Jahre 1810 nannte Joseph Ernst Ritter von Koch-Sternfeld für Salzburg und Berchtesgaden insgesamt 29 Mineral- und Heilquellen, wohl hoffend, damit eine Nutzung für Kur- und Heilzwecke anzuregen. Obwohl für einige der genannten Heilquellen bereits chemische Analysen vorlagen, gab es doch keine verbindlichen Aussagen darüber, welchen Wässern eine therapeutische Wirkung zuzuschreiben sei.

Vorangetrieben durch den medizinischen und balneologischen Fortschritt, etablierte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Reigen neuer Badeorte, denen eine als heilkräftig angesehene Quelle zugrunde lag. Einhergehend mit der aufkommenden touristischen Erschließung unserer Region entstanden beispielsweise das Bad oberrain in Unken und Bad Reichenhall, letzteres 1846 als Sole-Heilbad. Dessen Idee, die Gäste im Salzwasser baden zu lassen, wurde erstmals 1786 in dem unweit Reichenhall gelegenen Bad Kirchberg umgesetzt, wo man Salzwasser der natürlichen Reichenhaller Quellsole mit dem Mineralwasser der Kirchbergquelle mischte. In ähnlicher Form entstanden Solebäder auch in Traunstein und Empfing. Den großen Erfolg des Salinenortes Ischl vor Augen, wo 1823 erstmals Solebäder für auswärtige Gäste angeboten wurden, regte der am Lyceum in Salzburg tätige Mediziner Joseph Johann Knolz (1791–1862) im Jahre 1825 die Errichtung einer Solebad-Anstalt in Salzburg an. Die rund 25-prozentige Sole bezog man vom Salzamt Hallein. Das Bad bestand aus acht Zimmern und wurde in den Sommermonaten 1825/26 von 128 Privatpatienten besucht. Eigens angestellte Badeärzte führten Potokoll und notierten die Krankengeschichten. Knolz schrieb der Sole vor allem im Bereich der Haut-, Lungen- und Nervenkrankheiten eine heilende Wirkung zu. Er plädierte für eine klare Indikationsliste und warnte davor, die Sole zu einem Universal-Heilmittel zu stilisieren.

Während Bad Reichenhall zum Weltkurort aufstieg, gingen zahlreiche Bäder nach dem Ersten Weltkrieg zu Grunde, so etwa Bad oberrain, Bad Kirchberg oder Bad Empfing – manchmal auch bedingt durch die Aberkennung des Heilquellen-Status. Schon zuvor hatten andere ältere Bäder, wie beispielsweise Seeon, Aigen oder Söllheim ihre Anziehungskraft verloren. nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Badebetrieb in weiteren Kurorten ebenfalls zum Erliegen, so in Adelholzen und Siegsdorf, die sich fortan – erfolgreich bis zum heutigen Tag – auf die Erzeugung von Mineralwasser, Limonaden, isotonischen Getränken usw. konzentrierten. Als jüngstes großes Kurbad im EuRegio-Raum entstand in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts Bad Vigaun, das auf der Verwendung einer Thermalquelle basiert, wogegen eine umfangreichere Nutzung der 2001 entdeckten St. Martiner Thermalquelle noch aussteht.

In der Umweltdiskussion der letzten Jahrzehnte kommt dem Wasser als Lebensgrundlage für Wirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus eine herausragende Bedeutung zu, weshalb den Quellen und Brunnen wieder verstärkt Beachtung geschenkt wird. Bei der Beschäftigung mit der kulturhistorischen Entwicklung von Quellorten lässt sich allerdings erkennen, dass viele der noch vor zwei Jahrhunderten fast ehrfürchtig verehrten und gepflegten Quellen sich heute in einem desolaten und bedauernswürdigen Zustand befinden. Oftmals sind sie versiegt, verschüttet
oder nicht mehr auffindbar. In Anbetracht der aktuellen Debatten um die Bedeutung von gutem und gesundem Wassers mutet dies geradezu paradox an.

Diese Broschüre soll dazu beitragen, die Sensibilität dem Lebenselixier Wasser gegenüber zu erhöhen und den Quellorten die angemessene Achtsamkeit entgegenzubringen. Es wurden nur jene Quellen und Brunnen innerhalb des EuRegio-Raumes aufgenommen, die – ob in balneologischer, volksreligiöser oder wirtschaftlicher Hinsicht – im Laufe der Zeit kulturgeschichtliche Bedeutung erlangt haben. Bei der Auswahl wurde nicht darauf geachtet, ob die in der Broschüre aufgelisteten Wässer Trinkwasserqualität besitzen oder den strengen Vorgaben der Mineral- und Tafelwasserverordnungen entsprechen, weswegen sich die im Text wiederholt vorkommenden Bezeichnungen des „heilsamen“ oder „heilkräftigen“ Wassers überwiegend im historischen und volksmedizinischen Zusammenhang verstehen.

 

Autor/in: Dr. Johannes Lang