Das Territorium von IUVAVUM (C. Uhlir & K. Schaller, 2007) Das Gebiet des heutigen Bundeslandes Salzburg, das in der späten Eisenzeit von den keltischen Stämmen der Ambisonten und Alaunen besiedelt war, wurde während der Alpenfeldzüge unter Kaiser Augustus im Jahr 15 v. Chr. von den Römern annektiert. Die Übernahme verlief offenbar weitgehend friedlich. Allerdings zeigt die Erwähnung der Ambisonten unter den besiegten Alpenvölkern auf dem Siegesdenkmal von La Tourbie (oberhalb von Monte Carlo), daß dieses Volk, das im Saalach- oder Salzachtal ansässig war, Wiederstand leistete.
Das heutige Bundesland Salzburg war Bestandteil der unter Kaiser Claudius in der Mitte des 1. Jhs. n. Chr. eingerichteten Provinz NORICUM. Ihr Verwaltungszentrum war auf dem Magdalensberg in Kärnten. Gleichzeitig mit der Provinz NORICUM wurden die municipia (Städte) VIRUNUM, CELEIA, TEURNIA, AGUNTUM und IUVAVUM gegründet. Mit Ausnahme des Lungaus, der zum Territorium von TEURNIA (St. Peter in Holz) gehörte, war das Land Salzburg neben weiteren Gebieten im heutigen Bayern und Oberösterreich Territorium der Stadt IUVAVUM (Stadt Salzburg).
Durch das Land Salzburg verliefen wichtige Handelsrouten. Über den Radstädter Tauern führte eine Straße von VIRUNUM und später auch von TEURNIA nach IUVAVUM. Dort traf diese Nord-Süd-Achse auf die West-Ost-Achse, die in Richtung Westen nach Augusta VINDELICUM (Augsburg) und Richtung Osten nach OVILAVIS (Wels) führte. Ferner gab es weitere Straßen, zum Beispiel jene über das Hochtor ins Fuschertal und über den Korntauern und Mallnitzer Tauern ins Gasteinertal und weiter durch das Salzachtal, bis bei Pfarrwerfen die vom Radstädter Tauern kommende Route erreicht wurde.
Neben der Landwirtschaft spielten der Handel, der Bergbau und das Handwerk eine bedeutende wirtschaftliche Rolle.
Altar für Jupiter und für alle Gottheiten © O. Harl 2004
Die Blütezeit im 1. und 2. Jh. wurde durch einen Einfall der Markomannen und Quaden um 170 n.Chr. unterbrochen. Ihm fiel die Stadt IUVAVUM zum Opfer. In der Folge kam es zu einem neuen Aufschwung. Ab etwa 230 n. Chr. verschlechterte sich die politische Lage; wiederholt kam es zu feindlichen Einfällen – im 3. und 4. Jh. n. Chr. durch die Alemannen und im 5. Jh. n. Chr. durch die Vandalen, Alanen und Hunnen.
Spätestens am Ende des 4. Jhs. wurden die meisten Gutshöfe aufgegeben. Im 4. und 5. Jh. zog sich die Bevölkerung in Fluchtburgen zurück, die in IUVAVUM, CUCULLAE (Kuchl) und Bischofshofen nachgewiesen sind. Der um 400 n. Chr. einsetzende endgültige Niedergang fand mit dem 488 n. Chr. verordneten Abzug der römischen Bevölkerung seinen Abschluß. Die Ortnamen zeigen, daß vor allem im Gebiet südlich der Hauptstadt IUVAVUM noch Überreste der römischen Bevölkerung im Land verblieben.
In einer Quelle der zweiten Hälfte des 5. Jhs. n. Chr. sind christliche Gemeinden in IUVAVUM und CUCULLAE erwähnt.