Bischofshofen – Stadtgemeinde

Broschüre:
Luftaufnahme von Bischofshofen gegen Süden, 2001 © Fritz Hörmann
Luftaufnahme von Bischofshofen gegen Süden, 2001 © Fritz Hörmann

Wiege des Pongaus

Geschichte

Die günstige Lage an den natürlichen Alpenverbindungen und die Kupfer- und Eisenvorkommen der Umgebung trugen entscheidend zu einer frühen Siedlungstätigkeit bei. Die ältesten Funde stammen von dem am Eingang des Mühlbachtals gelegenen Götschenberg, wo die Kupferaufbereitung schon für die erste Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. nachgewiesen werden konnte. Ferner erlangten in der Bronzezeit die Ansiedlungen beim Sinnhubschlössl und im Bereich der Burgruine Bachsfall wachsende Bedeutung durch den Kupferbergbau und den damit verbundenen Nord-Süd-Handel. Die vielen Grabbeigaben beim sog. Pestfriedhof bezeugen die Blütezeit jener Epoche. Zur Keltenzeit verlor der Bergbau an Bedeutung. Römische Siedlungsreste belegen die Besiedlung des Ortszentrums in dieser Zeit.

Rupertuskreuz, 2. Hälfte des 8. Jh., Vorderseite (Dommuseum) © Oskar Anrather
Rupertuskreuz, 2. Hälfte des 8. Jh., Vorderseite (Dommuseum) © Oskar Anrather

711/12 errichtete der hl. Rupert, der Gründer der Salzburger Kirche, in dem damals „Pongŏ“ genannten Bischofshofen eine Mönchszelle, die Maximilianszelle. Dieses Kloster war die älteste christliche Kultstätte im Pongau und spielte eine zentrale Rolle bei der Christianisierung und Kolonisierung des noch sehr dünn besiedelten Pongaus. Sie war zudem Ausgangspunkt für die Slawenmission in Karantanien. Die großen Waldschenkungen um Bischofshofen an die Salzburger Kirche durch die Agilolfingerherzöge und karolingischen Herrscher bildeten die Urzelle des Pongaus und waren eine Voraussetzung für die Entstehung des Landes Salzburg. Die Bezeichnung „Pongau“ übertrug sich allmählich vom Ort auf das Gebiet der Waldschenkungen und hatte sich bereits zu Beginn des 11. Jh. als Gauname „Pongau“ auf das von Bischofshofen aus gerodete Salzachtal und die Nebentäler ausgedehnt.

Der ehemals chiemseeische Kastenturm aus dem 13. Jh. © Ingrid Strauß
Der ehemals chiemseeische Kastenturm aus dem 13. Jh. © Ingrid Strauß

Um 1139 wurde anstelle der Maximilianszelle ein Augustiner-Chorherrenstift eingerichtet. 1216 wurde dieses dem Bischof des neu gegründeten Bistums Chiemsee als Wirtschaftsgrundlage übergeben. Seinen Namen erhielt Bischofshofen von den Bischöfen von Chiemsee, von deren Hof der wohnturmähnliche Kasten (zeitweilige Residenz und Verwaltungszentrale der Bischofe und Getreidespeicher) heute noch erhalten ist.

Dazu gehörte eine bischöfliche Hofmark, deren Grenze und Rechte erst sehr spät (1674) festgelegt wurden und bis 1807 Bestand hatten. In dieser kleinen innerhalb des Ortsgefüges gelegenen Hofmark besaßen die Bischöfe von Chiemsee die niedere Gerichtsbarkeit. Die landesfürstlichen Pflegrichter von Werfen mussten daher die für das Hochgericht bestimmten Delinquenten an der Hofmarksgrenze übernehmen.

Bischofshofen war ein wichtiger Durchzugsort, wo sich Kleingewerbebetriebe angesiedelt hatten und einmal jährlich ein Viehmarkt stattfand. 1421gestattete Erzbischof Eberhard III. zum Maximilianstag einen zusätzlichen dreitägigen

Der Pferdemarkt auf dem Buchberg mit dem Filialkirchlein, hll. Primus und Felizian, 1. Hälfte des 18. Jh. (Ölbild eines unbekannten Malers, Privatbesitz) © Fritz Hörmann
Der Pferdemarkt auf dem Buchberg mit dem Filialkirchlein, hll. Primus und Felizian, 1. Hälfte des 18. Jh. (Ölbild eines unbekannten Malers, Privatbesitz) © Fritz Hörmann

Jahrmarkt auf dem Buchberg. Dieser bis zu Beginn des 19. Jh. bestehende Markt erlangte besonders als Pferdemarkt überregionale Bedeutung.

Die aus wirtschaftlichen Ursachen und Glaubensgründen entstandenen Unruhen verschonten auch Bischofshofen nicht. Von hier stammten die beiden Rädelsführer des Pongauer Bauernaufstandes von 1564/65. Auch aus Bischofshofen und Umgebung mussten 1731/32 viele Bewohner wegen ihres protestantischen Glaubens emigrieren.

Bis zur Regulierung des Gainfeldbaches gegen Ende des 18. Jh. wurde der Ort mehrmals durch große Hochwasser überschwemmt, besonders 1775, als nicht nur Häuser zerstört wurden, sondern auch 16 Menschen ums Leben kamen. Während zu Beginn des 19. Jh. sich in Werfen, Radstadt und St. Johann auf Grund ihrer Stellung als Verwaltungszentren bzw. der günstigen Verkehrslage wirtschaftlicher Aufschwung einstellte, verlor Bischofshofen zunehmend an Bedeutung. Erst der Ausbau der Eisenbahnverbindung von Salzburg nach Tirol und die Eröffnung der Ennstalbahn 1875 begünstigten die rasante Entwicklung zu einem regionalen Wirtschaftszentrum, sodass Bischofshofen im Jahre 1900 zur Marktgemeinde erhoben wurde. Die beiden Weltkriege bescherten Bischofshofen einen wirtschaftlichen Tiefpunkt. 1944 wurde das Bahnhofsgelände von alliierten Bombern zerstört. Wegen seiner kulturellen Bedeutung, der zentralen Lage als Verkehrsknotenpunkt und Wirtschaftsstandort erhielt Bischofshofen am 24. September 2000 das Stadtrecht.

Ortsbild

Ortsplan von Bischofshofen aus 1674, im linken unteren Viertel die Chiemseeische Hofmark. (SLA, Pfleggericht Werfen 63. Fach 1, Nr. 17, Reproduktion SLA)
Ortsplan von Bischofshofen aus 1674, im linken unteren Viertel die Chiemseeische Hofmark. (SLA, Pfleggericht Werfen 63. Fach 1, Nr. 17, Reproduktion SLA)

Zum Gemeindegebiet gehören neben der Stadt die Ortschaften Alpfahrt, Buchberg, Gainfeld, Haidberg, Kreuzberg, Laideregg, Mitterberghütten und Winkl. Das Ortsbild um 1674 wird geprägt vom Bezirk der chiemseeischen Hofmark mit der Pfarrkirche und dem Kastenhof in deren Zentrum. Annähernd in einer Achse liegen auf drei Terrassen ansteigend die heutige Pfarrkirche St. Maximilian, die Frauenkirche und die St. Georgskirche.

An der Durchzugsstraße von Werfen nach St. Johann i. Pg. hatten sich Gewerbetreibende niedergelassen. Der Bau der Eisenbahnstrecke parallel zur Salzach und die Errichtung der Bahnanlagen zum Bahnknotenpunkt im Jahr 1870 brachten einschneidende Veränderungen mit sich.

Der Ort begann sich nach Norden und Süden auszudehnen. Bischofshofen erfuhr im 20. Jh. durch den Ausbau des Bahnbetriebes, die zunehmende Industrialisierung und den aufkommenden Fremdenverkehr enorme Siedlungserweiterungen. Im Süden entstanden Handels- und Industriezentren.

In der Pfarrkirche St. Maximilian aus dem 15. Jh. mit einem gotischen Freskenzyklus von 1490 befand sich das Rupertuskreuz aus dem 8. Jh., das heute im Dommuseum in Salzburg verwahrt wird. Bei Grabungen sind Reste der im Frühmittelalter zwei Mal zerstörten Maximilianszelle festgestellt worden. An die Pfarrkirche angeschlossen ist der Kastenhof, von dem noch der Kastenturm aus dem Hochmittelalter erhalten ist. Der Gebäudetrakt an dessen Rückseite beherbergt seit 1998 ein Museum. Unter der um 1359 erwähnten spätgotischen Liebfrauenkirche wurden prähistorische und römische Baureste und ein Kirchenbau aus romanischer Zeit entdeckt. Bei der romanischen St. Georgskirche aus dem 13. Jh. dürfte es sich um die Hauskapelle der Herren von Pongau, die ihren Sitz vermutlich an der Stelle der heutigen Burgruine Bachsfall hatten, handeln. Auf dem Buchberg befindet sich die gotische, im Kern romanische Kirche der Hll. Primus und Felizian.

Wirtschaft

Die Agrar- und Forstwirtschaft bildete neben Kleingewerbebetrieben die wirtschaftliche Grundlage für Bischofshofen. Durch die Wiederentdeckung des Kupfererzes im 19. Jh. Eröffnete sich ein neuer Wirtschaftszweig. Die 1882 von Mühlbach am Hochkönig nach Mitterberghütten verlegte Verhüttungsanlage zählte bis zur Schließung 1931 zu den Hauptträgern des Wirtschaftslebens. Bischofshofen ist ein IC/EC Bahnknotenpunkt. Das wegen seiner idealen Lage dort errichtete Güterverteilungszentrum wurde aufgrund von Sparmaßnahmen der ÖBB wieder geschlossen. Im Verkehr, im Handel und im sozialen und öffentlichen Dienst sind mehr als 60 % der Einwohner beschäftigt. Ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist der Produktionssektor Metallverarbeitung wie Baumaschinenerzeugung (Kräne), Metall-, Maschinen- und Kesselbau. Der Fremdenverkehr profitiert u. a. von der Vier-Schanzen-Tournee, deren Finale alljährlich am Dreikönigstag in Bischofshofen stattfindet.

Seit 1971 gibt es das Amselsingen, das größte Sänger- und Musikantentreffen im Bundesland. Bischofshofen besitzt heute ein großes Einkaufs- und Gewerbezentrum und präsentiert sich als moderne Industrie-, Schul- und Kulturstadt.

Wappen

Wappen der Stadtgemeinde Bischofshofen
Wappen der Stadtgemeinde Bischofshofen

Am 9. August 1927 wurde folgendes Wappen verliehen: Ein geteilter, in der oberen Hälfte gespaltener Schild. Oben im rechten goldenen Feld ein schwarzer, rotbezungter Adler, im linken roten Feld ein aus der Teilung schräglinks hervorragendes silbernes gotisches Pastorale mit weißem abflatterndem Band. In der unteren blauen Schildhälfte ein aus dem linken Seitenrand hervorragender Arm im schwarzen Ärmel mit weißer Manschette, in der bloßen Hand einen goldenen Taidingstab von sich geneigt haltend.

Die obere Wappenhälfte stellt das Wappen des ehemaligen Fürstbistums Chiemsee dar, die untere Hälfte zeigt den Arm eines Richters, der sein Amt ausübt und somit das Richteramt symbolisiert und gleichzeitig weist er auf das Recht der Gerichtsbarkeit der Bischöfe von Chiemsee in der Hofmark hin.

Aktuell

Seehöhe 547 m, Fläche: 49,6348 km², Einwohner: 10.249 (2009), Politischer Bezirk: St. Johann im Pongau, Gerichtsbezirk: St. Johann.

Autor/in: Ulrike Engelsberger