Lehrpfad Rerobichl – Bichlach bei Oberndorf in Tirol (Bergbaugebiet mit Lehrpfad)

Broschüre:
Panorama Oberndorf © Knappenverein Oberndorf Rerobichl
Panorama Oberndorf © Knappenverein Oberndorf Rerobichl

das Silber der Münzen

Oberndorf in Tirol © Knappenverein Oberndorf Rerobichl
Oberndorf in Tirol © Knappenverein Oberndorf Rerobichl

Im bewaldeten Hügelland (Bichlach) westlich von Oberndorf vermutet kaum jemand, dass hier einst reger Betrieb herrschte und der tiefste Schacht der Welt war. Nur mehr zahlreiche Pingen (trichterförmige Einsenkungen) und verwachsene Halden sind vom Bergbau zurückgeblieben.

Der Bergbau auf Silber führende Fahlerze wurde 1539 begonnen und mündete in einen wahren “Silberausch”; in kurzer Zeit wurden ca. 800 Schürfrechte verliehen. Die Vererzung liegt in den grauen bis schwarzen Schiefern der Grauwackenzone in Form von zahlreichen kleinen Gängen und Lagen im Schiefer vor. Da das Bichlach jedoch nur ca. 30 m hoch ist, mussten, mit hohem Aufwand, Schächte in die Tiefe getrieben werden. In der kurzen Zeit bis 1608 wurde die größte Tiefe mit 500 Klafter (888m) erreicht.

Das Rinnwerk (Gablgraben) in einer Ansicht des Bergbaues aus dem Schwazer Bergbuch von 1556 © Knappenverein Oberndorf Rerobichl
Das Rinnwerk (Gablgraben) in einer Ansicht des Bergbaues aus dem Schwazer Bergbuch von 1556 © Knappenverein Oberndorf Rerobichl

So einen hohen Aufwand verursachte auch die Herstellung einer Wasser­leitung (Gablgraben) von Schwarzsee zur „Wasserkunst“ am Rerobichl. Das Bild aus dem Schwazer Bergbuch von 1556 stellt das Rinnwerk (Gablgraben) dar, mit dem das Wasser vom Schwarzsee zur „Wasserkunst“ am Röhrerbühel (Rerobichl) geleitet wurde. Große Teile des Grabens sind noch sichtbar.

Am Beginn des Bergbaues (unter bairischer Herrschaft) wurden die Erze nach Rattenberg zur Verhüttung gebracht. Mit Steigerung der Förderung wurden Hüttwerke in Litzlfelden, Kitzbühel, Kirchberg und später in Kössen beliefert.

Mit zunehmender Tiefe nahm der Silbergehalt ab, zunehmender Kupfergehalt im Erz war allerdings nicht wirtschaftlich verwertbar, der damals moderne Kupferbergbau in Mühlbach am Hochkönig konnte wesentlich rationeller Kupfer produzieren. Der Bergbau wurde 1774 wegen mangelnder Rentabilität und wegen der durch die extreme Tiefe der Schächte bedingten Probleme und Gefahren geschlossen. Es wurden noch mehrere Versuche unternommen den Bergbau wieder zu beleben und zwar von 1851-1867, von 1908-1917 und das letzte Mal von 1952-1955. Zuletzt hatte 1970 eine Südafrikanische Gesellschaft Probe­bohrungen unternommen, musste diese aber dann wegen Protesten der Fremdenverkehrswirtschaft aus dem Raum Kitzbühel einstellen.

Bergkapelle Rerobichl, 1732 von Jakob Singer erbaut © Knappenverein Oberndorf Rerobichl
Bergkapelle Rerobichl, 1732 von Jakob Singer erbaut © Knappenverein Oberndorf Rerobichl

Die Rerobichlkapelle wurde 1732 von Jakob Singer erbaut mit Fresken und Altarbild von S.B. Faistenberger, zu Ehren des Hl. Johannes von Nepomuk.

Der kurze, beschilderte Lehrpfad gibt allgemeine Einblicke in das Bergwesen rund um den Rerobichl.

Vor wenigen Jahren wurde ein Knappenverein gegründet, der sich mit der Geschichte des Bergbaues beschäftigt und ein kleines Museum gegründet hat. Bei Voranmeldung über den TVB kann ein Besichti­gungstermin für das Museum und eine Begehung des Geländes vereinbart werden.

Autor/in: Oberndorfer Knappen