Wallfahrtskirche Marzol © J. Lang Eine anzunehmende Laurentiuskirche wurde bereits im 8. Jahrhundert urkundlich genannt. In den Jahren 1142 und 1143 weihte der Bischof von Brixen, Hartmann, das Gotteshaus zu Ehren des hl. Valentin von Rätien. Erneute Weihen erfolgten zu Beginn des 14. sowie am Anfang des 15. Jahrhunderts.
Die nunmehr gotisierte Kirche wurde 1437 durch den Chiemseer Bischof Johannes II. Ebser zu Ehren des hl. Valentin von Terni konsekriert, der bis zum heutigen Tag Patron von Marzoll geblieben ist.
St. Valentin, bis 1626 im Hochaltar aufgestellt © J. Lang
Nachdem das Reichenhaller Sudherrengeschlecht der Fröschl vom Tauerstein seinen Herrschaftssitz in Marzoll erworben und die nahe gelegene Kirche zu seinem Erbbegräbnis gewählt hatte, führten gute persönliche Kontakte für das Gotteshaus zu mehreren päpstlichen Ablässen, was sich auf den Zustrom von Gläubigen auswirkte.
Etwa gleichzeitig entwickelte sich eine spontane Wallfahrt hierher, nachdem im Jahre 1496 ein von der Epilepsie heimgesuchter 12-jähriger Knabe aus Thalgau wundersame Heilung erfahren hatte. Dessen Vater hatte sich durch göttliche Eingebung zum hl. Valentin mit einem schwarzen Huhn als lebendigem Opfer verlobt. Nach der Besserung und Heilung soll sich die nach Marzoll geopferte schwarze Henne in ein weißes Huhn verwandelt haben. Da der Name „Valentin“ lautlich an das „Hinfallende“ – eine Form der Epilepsie – erinnert, wurde der Heilige vor allem von Fallsüchtigen angerufen.
Marzoll mit Kiche und Schloss, Stich um 1850 © J. Lang
Der Zulauf von Wallfahrern in Marzoll muss schon bald nach dem Einsetzen erster Wunderzeichen enorm gewesen sein. Noch im 17. und 18. Jahrhundert wurde eine hohe Zahl von Hühnern geopfert. Neben dem Altar stand einst eine entsprechende Hühnersteige. Ab 1727 erhielt das Gotteshaus sein Gepräge im Rokoko-Stil, das vor allem durch reichhaltige Stuckarbeiten von Benedikt Zöpf beeindruckt.
Andachtsbild des hl. Valentin von Marzoll © J. Lang
Der Hochaltar von 1729 trägt heute ein Altarblatt mit dem Bild des hl. Valentin von Terni, flankiert von den Figuren der hll. Laurentius und Ulrich. Eine heute am Chorbogen angebrachte Figur des hl. Valentin war bis 1626 im Hochaltar untergebracht und dürfte einstmals den Mittelpunkt der Verehrung dargestellt haben. Außerhalb der Kirche befindet sich eine gotische Totenleuchte aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert.
Autor/in: Dr. Johannes Lang