Blick über den Markt Seekirchen zum Wallersee um 1970. © L. Beckel/H. Dopsch Erste Wirkungsstätte des hl. Rupert im Salzburger Land
Geschichte
Römische Gutshöfe (Fischtaging, Halberstätten) sowie Reste von Grabaltären und Inschriften erinnern an die Besiedlung in römischer Zeit. Der hl. Rupert hielt sich um 700 bei den Romanen in Seekirchen auf und errichtete eine Peterskirche. Von dieser „Kirche am See“, die im ältesten Salzburger Güterverzeichnis um 790 als ecclesia ad See genannt wird, ist auch der Ortsname abgeleitet. Während die Kirche mit Grundbesitz in der Umgebung 987 an die Abtei St. Peter in Salzburg kam, siedelten sich seit dem 11./12. Jh. in und um Seekirchen erzbischöfliche Dienstmannen (Ministerialen) an. Die Herren von Högl, die sich auch nach Seekirchen nannten, hatten ihren Sitz in Waldprechting, woran bis heute die Nikolauskirche als einstige Burgkapelle erinnert.
Der hl. Rupert erbaut die Peterskirche am Wallersee. Wandgemälde in der Stiftskirche Seekirchen von Ludwig Maier, 1894. © J. Adlmanseder
Die Pfarr- und Kollegiatstiftskirche zum hl. Petrus in Seekirchen von Südosten. © F. Moosleitner
Erzbischof Gregor Schenk von Osterwitz verlieh 1398 den „armen Leuten des Gerichtes Altentann“ das Recht auf gemeinsame Arbeit, das Eberhard III. 1424 erweiterte. Seekirchen erhielt damals zwei Jahrmärkte (1. Mai und 28. August) und entwickelte sich zum Marktort mit eigenem Burgfried, Bürgern und der „Bürgerfrei“, einem gemeinsamen Weidegebiet. Es unterstand aber weiterhin der unmittelbaren Aufsicht und Gerichtsbarkeit des erzbischöflichen Pflegers von Altentann, besaß keine bürgerliche Selbstverwaltung und zählte nicht zu den landständischen Märkten. Erzbischof Paris Graf Lodron gewährte 1623 eine beschränkte Selbstverwaltung mit einem Oberkämmerer an der Spitze, Franz Anton von Harrach verfügte 1712 die Aufnahme Seekirchens unter die landständischen Märkte, die 1717 realisiert wurde. Kaiser Franz I. verlieh 1820 einen Viehmarkt am 12. Oktober und nahm 1831 eine formelle Marktrechtsverleihung vor, die zur Errichtung eines Marktmagistrats mit einem Bürgermeister an der Spitze führte. Das provisorische Gemeindegesetz 1849 brachte 1850 die Errichtung von zwei getrennten Gemeinden „Seekirchen Markt“ und „Seekirchen Land“.
Der Schriftsteller Thomas Bernhard, der als Kind mit seinem Großvater Johannes Freumbichler die Jahre 1935-1938 in Seekirchen auf dem Hippinggut verbrachte, bezeichnete dieses im Rückblick als „Paradies“. Beim missglückten Putsch der österreichischen Nationalsozialisten am 27. Juli 1934 fanden vier Menschen den Tod, zwei weitere wurden schwer verletzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam es durch die freiwillige Wiedervereinigung von Markt- und Landgemeinde 1974, durch die hohe Wohnqualität, die Nähe zur Landeshauptstadt und die gute Verkehrsanbindung zu einem rasanten Bevölkerungswachstum, das unvermindert anhält. Dieser Entwicklung und der überregionalen Funktion des Marktes im Flachgau wurde mit der Stadterhebung im Jahr 2000 Rechnung getragen.
Ortsbild
Das Seekirchner Stadtbild wird von den beiden neu gestalteten Marktplätzen bestimmt. Während der Untermarkt als typischer Straßenmarkt ausgebildet ist, entstand der Obermarkt als Dreiecksmarkt an einer alten Straßengabel. Dort setzte der Bau des Gemeindezentrums 1994 einen neuen Akzent. Als historische Gebäude dominieren die stattliche Pfarrkirche, die sich an der Stelle der frühmittelalterlichen rupertinischen Kirche erhebt, und das 1679 gegründete Kollegiatstift, das nach der Aufhebung 1812 durch Kaiser Franz I. 1832 wiederhergestellt und 1996 reorganisiert wurde.
Seekirchen gegen Süden. Kolorierte Kreidelithographie von Georg Pezolt um 1840. © J. Adlmanseder/H. Dopsch
Schloss Seeburg bei Seekirchen. Ölgemälde von Ludwig Bürgel, Privatbesitz © J. Adlmanseder/H. Dopsch
Zwischen Untermarkt und Obermarkt liegen die großen alten Wirtshäuser, die ihre einstige Funktion nur zum Teil bewahrt haben (Hofwirt, Post, Weintraube). In der KG Seewalchen liegt das Schloss Seeburg, das im 15. Jh. von den Herren von Dachsberg errichtet und später mehrfach umgestaltet wurde. Es diente im 19./20. Jh. als Sitz für die Armenstiftung des aus Seekirchen stammenden Kaufmanns Matthias Bayrhammer, beherbergte dann verschiedene Heime, 1978-2002 das Stifts- und Heimatmuseum und ist seit 2008 Sitz der Privatuniversität Schloss Seeburg. Der enorme Bevölkerungszuwachs führte nach dem Zweiten Weltkrieg zur schrittweisen Verbauung des Seemoses zum Wallersee und zur Anlage neuer Siedlungen am Stadtrand (Waldprechting, Irlach, Weinberg, Schlacht). Am rechten Ufer der Fischach wurde ein großzügiges Gewerbegebiet ausgewiesen.
Wirtschaft
Wirtschaftliches Zentrum war das „Wirtshausviertel“, das um den Hofwirt als einstige „Banntaverne“ entstand. Die in der Stadt ansässigen Handwerker und Kaufleute waren und sind für die Deckung des lokalen Bedarfs zuständig. Die traditionsreiche Fischerei im Wallersee wird nur noch von einem Berufsfischer fortgeführt. Die Eröffnung der Westbahn 1860 brachte für Seekirchen den Anschluss an einen überregionalen Markt. Die gemischte Landwirtschaft wurde seit dem späten 19. Jh. ganz auf Viehzucht umgestellt und der Käse, vor allem der von der Fa. Woerle hergestellte Emmentaler, zeitweise zu einem wichtigen Exportartikel. Bei der Milchanlieferung befindet sich Seekirchen im österreichischen Spitzenfeld. Während die erfolgreiche Konservenproduktion vor wenigen Jahren zu Ende ging, konnte ein in Seekirchen ansässiges Werk für Heizungstechnik seine führende Position weiter ausbauen und ein drittes Werk in Zaisberg errichten. Auch die Seekirchner Bauwirtschaft hat überregionale Bedeutung erlangt. Charakteristisch für die junge Stadt ist jedoch, dass ein Großteil der Berufstätigen seinen Arbeitsplatz in der nahen Landeshauptstadt Salzburg hat.
Wappen
In gespaltenem Schild rechts in Rot ein silberner Balken, worin zwei aus den Feldrändern wachsende Unterarme, mit einer goldenen Stola umwunden, einander die Hände reichen. Der rechte Arm braun bekleidet (Mann), der linke nackt (Frau). Links in Blau über naturfärbigem Wellenschildfuß auf silbernem Boden eine silberne Kirche mit roten Dächern. Außerhalb, über dem oberen Schildrand nebeneinander die schwarzen Jahreszahlen 1424 und 1974 (Verleihung am 24. Juni 1974). Beide Felder verweisen auf das Wirken des hl. Rupert an diesem Ort. Die Jahreszahl 1424 erinnert an die Verleihung der beiden Jahrmärkte, die Jahreszahl 1974 an die Wiedervereinigung der beiden Seekirchner Gemeinden.
Aktuell
Seehöhe 512m, Fläche 50,27 km2, 9.556 Einwohner (2008), Politischer Bezirk Salzburg-Umgebung, Gerichtsbezirk Neumarkt am Wallersee. Die Stadt ist in die KG Seekirchen-Stadt, Marschalln, Mödlham, Waldprechting, Seewalchen und Seekirchen-Land gegliedert.
In Seekirchen sind eine Hauptschule, ein Bundesgymnasium und die Privatuniversität Schloss Seeburg (seit 2008) ansässig. An kulturellen Vereinigungen ist neben zahlreichen Traditionsvereinen wie der Seekirchner Liedertafel das Kulturhaus Emailwerk zu nennen.
Autor/in: Heinz Dopsch