Straßwalchen – Marktgemeinde

Broschüre:
Ansicht des Marktes Strasswalchen gegen Norden. © H. Schopf
Ansicht des Marktes Strasswalchen gegen Norden. © H. Schopf

Alter Markt im Zeichen der Grenze

Geschichte

Der Ort Strasswalchen wird erstmals im Jahr 799 erwähnt, als Erzbischof Arn von Salzburg die Kirche Strasswalchen samt Gütern an das Kloster Mondsee vertauschte. Dass es sich hier um eine sehr alte Siedlung handelt, lässt der Ortsname erkennen, denn als Walchen wurde die nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches im Land verbliebene romanisierte Bevölkerung bezeichnet. Die Strass-Nennung bezieht sich auf die günstige Lage Strasswalchens an der alten Römerstraße Salzburg-Wels-Linz.

Darstellung des Marktes Strasswalchen auf einem Plan des Landgerichtes am Höchfeld aus dem Jahr 1620. (Repro SLA)
Darstellung des Marktes Strasswalchen auf einem Plan des Landgerichtes am Höchfeld aus dem Jahr 1620. (Repro SLA)

Die Lage nahe dem Kreuzungspunkt der antiken norisch-rätischen Voralpenstraße an einem alten Nord-Süd-gerichteten Verkehrsweg und die Verbindungen nach Braunau und Mondsee begünstigten schon früh die Ausbildung des Marktplatzes Strasswalchen; er wird bereits 1277 als forum (Markt) bezeichnet. Allerdings gehörte Strasswalchen damals dem Passauer Bischof, der den Markt erst über ein Jahrhundert später (1398) endgültig an den Salzburger Erzbischof verkaufen sollte.

Die früheste Marktrechtsverleihung stammt aus dem Jahr 1462, als Kardinalerzbischof Burkhard II. von Salzburg einen Wochenmarkt, jeweils am Donnerstag, und das Recht der freien Wahl des Marktrichters durch die Marktbürger gewährte; dieser Marktrichter war für alle „Händel“ (Streitfälle) innerhalb des Marktes und des Burgfrieds (Niedergerichtsbezirk um den alten Markt, entspricht ungefähr der späteren Gemeinde Strasswalchen-Markt) zuständig – ausgenommen waren nur die Hochgerichtsfälle, die dem Pfleger von Mattsee überantwortet werden mussten. Damit war innerhalb des alten Landgerichtes am Hochfeld ein eigener Sondergerichtsbezirk, das Marktgericht Strasswalchen, geschaffen worden. Gerichtlich stand Strasswalchen bis 1646 unter der Aufsicht des Pflegers von Mattsee; danach repräsentierte ein eigener Landrichter die erzbischöfliche Autorität im Markt, bevor der gesamte Gerichtssprengel im Jahr 1801 wegen der zu geringen Ausdehnung dem Pfleggericht Neumarkt angegliedert wurde.

Damals kamen auch die beiden seit Jahrhunderten bestehenden Wochenmärkte infolge der schwierigen Franzosenkriegszeit ab, die von den Erzbischöfen ebenfalls genehmigten drei Jahrmärkte aber erfreuten sich großer Beliebtheit; als Michaelimarkt entwickelte sich der Strasswalchener Viehmarkt schließlich zum wichtigsten und größten Viehhandelsmarkt des Flachgaus und des angrenzenden Oberösterreich, auf dem in den besten Zeiten weit über 1000 Stück Vieh aufgetrieben wurden. Eine Besonderheit und zugleich einen Zankapfel über Jahrhunderte bildete die seit 1286 zu Bayern gehörende Mautstätte im Markt Strasswalchen, die die Salzburger Landeshoheit in diesem nördlichsten Landesteil ständig bedrohte und die erst 1805 unter österreichischer Herrschaft aufgehoben wurde.

Ortsbild

Strasswalchen stellt sich dem Alter der Siedlung gemäß als gewachsenes unregelmäßiges Straßendorf dar. Unterhalb der erhöht liegenden dominanten Pfarrkirche St. Martin kreuzen sich die wichtige alte Reichsstraße Salzburg – Linz und die Verbindung Braunau – Mondsee, was in heutiger Zeit zu enormen, noch immer ungelösten Verkehrsproblemen führt. Neben einigen stattlichen alten Gasthäusern ist vor allem die gotische Pfarrkirche zu erwähnen, die mit ihrer qualitätsvollen barocken Innenausstattung durch den bedeutenden Barockbildhauer Meinrad Guggenbichler besticht. Die ebenfalls zu Strasswalchen gehörende und von demselben Künstler ausgestattete Filialkirche Irrsdorf ist darüber hinaus noch für ihre gotischen Eichentüren, die die Hl. Maria und die Hl. Anna zum Thema haben, weltberühmt.

Wirtschaft

Der Markt Strasswalchen „lebte“ von seiner günstigen verkehrsgeographischen Lage an der wichtigen Straße Salzburg-Linz sowie Braunau- Mondsee. Deshalb stand der Handel – manifestiert durch die Wochen- und Jahrmärkte und die Handelsbetriebe – im Vordergrund; als Folge von Verkehr und Handel entstanden auch alle möglichen Gewerbe sowie zahlreiche Gastwirtschaften; am Ende des 18. Jhs. gab es 6 Bierbrauer, 3 Wirte und 10 Bierschenken. Dazu kamen diverse Transportnebengewerbe wie Schmiede, Wagner, Sattler, Riemer, Spängler, Schlosser oder Fassbinder. Die lokalen Versorgungsgewerbe wie Fleischhacker (4), Bäcker (6), Müller, Lebzelter (1), Schneider (5), Schuster (4) etc. waren selbstverständlich auch vertreten. Ein besonders stark vertretenes Handwerk wäre in diesem Zusammenhang noch zu nennen: Die Weberei. Bedingt durch den weit verbreiteten Flachsanbau im gesamten Landgericht gab es auch im Markt zahlreiche Leinenweber (8), die ihre Erzeugnisse über die ansässigen Händler (4) vertrieben. Im Landgerichtsbezirk waren noch weitere 26 Weber und 6 Schneider ansässig.

Mit dem Bau der Eisenbahn setzte um 1860 zunächst ein Rückgang des Straßentransports ein, den die Gemeinde aber durch die drei neu entstandenen Bahnhöfe (Strasswalchen, Steindorf, Ederbauer) gut kompensieren konnte. Überdies wurde Steindorf durch den Bau der Eisenbahn nach Braunau zu einem wichtigen Knotenpunkt aufgewertet, was auch wieder zahlreiche Arbeitplätze schuf. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm der Straßenverkehr einen ungeheuren Aufschwung; durch die verkehrsgünstige Lage nutzte Strasswalchen seine Möglichkeiten, um zum wichtigsten regionalen Wirtschaftsraum im salzburgisch-oberösterreichischen Grenzgebiet zu werden. Heute präsentiert sich Strasswalchen als dynamisches regionales Wirtschaftszentrum mit Schwerpunkt Transportgewerbe, Holzverarbeitung, Verkehrsnebengewerbe und Handel. Entsprechend dem räumlichen Entwicklungskonzept wird mit der Stadt Neumarkt eng kooperiert, wobei gemäß der vorgesehenen Funktionsteilung in Strasswalchen der Schwerpunkt auf dem wirtschaftlichen Sektor liegt.

Wappen

In Silber ein schwarzer rechter Schrägbalken, belegt mit vier silbernen Hufeisentritten, die beiderseits von je drei silbernen Kieselsteinen in wechselnder Anordnung begleitet sind (Verleihung durch Kardinalerzbischof Burkhard II. von Salzburg am 3. März 1464; erneute Verleihung 22. August 1927). Das Wappen bringt zum Ausdruck, dass der Markt seine Bedeutung der von der Stadt Salzburg nach Nordosten bzw. Osten führenden wichtigen alten Straße verdankt.

Aktuell

Seehöhe 528 m, Fläche 44,81 km2, 6.937 Einwohner (2009).
An Kultureinrichtungen sind die Gemeindebücherei und die Leonhardischützen, die Musikkapellen und zahlreiche andere Bildungs- und Geselligkeitsvereine zu nennen.

Autor/in: Hubert Schopf